CHWNT (analog zu USWNT, Frauenfussball)
Aktualisiert: 29. Okt. 2022
Geschafft, uff. Nicht ganz so knapp wie an die EM, aber fast. Was gibt es dazu sonst noch zu sagen?
Da wäre als erstes mal die Presse. Ein vernünftiger Matchbericht in angepasster Länge? Aber nein, da gibt das Leben als Amateurin von Fabienne als „Hintergrundbericht“ doch viel mehr her. Korrekte Informationen zum Modus? Unwichtig. Ohne seriöse Recherche wird einfach mal in den Raum gestellt, dass nur ein Sieg in der regulären Spielzeit zur bedingungslosen Qualifikation reicht. Sonst müssten sie sich angeblich noch im ganzen Pazifikraum um den letzten Platz in Down Under balgen. Es kommt so weit, dass die Siegtorschützin beim Interview die Reporterin fragt, ob es definitiv an die WM gehe. Geht es noch peinlicher? Und dann der Life-Reporter ! Die Kerle werden offenbar so gebrieft, dass sie die 2 Stunden locker mit Klatsch und Tratsch füllen können und diese Litaneien auch kaum je unterbrechen wenn sich auf dem Platz gerade etwas Entscheidendes anbahnt oder schon ereignet.
Die Waliserinnen könnten Gegner wie unsere Girls durchaus in Verlegenheit bringen und auch schlagen. Das hat man ein paar Mal beobachten können, als sie blitzschnell konterten oder ein kurzes, gefährliches Powerplays aufzogen. Aber sie scheinen von ihren Trainern nur aufs Zerstören abgerichtet zu werden. Kreativität, Spielkultur? Nie gehört. Und so kamen sie im ganzen Spiel nur gerade zu eineinhalb Chancen. Die Ganze versiebten sie knapp, aus der Halben fabrizierten sie das Führungstor, Modell Flipperkasten.
Ganz anders die Schweizerinnen. Abgesehen von einigen ihrer ebenso typischen wie unbegreiflichen Schwächeattacken, welche sie zum Glück unbeschadet überstanden, kontrollierten sie das Spiel fast nach Belieben und kamen einmal mehr zu vielen hochkarätigen Chancen. Zwei Pfostenschüsse, zwei aberkannte Tore, eine Abwehr auf der Linie und weitere gefährliche Szenen hätten locker zu einem klaren Sieg gereicht. Dass sie das Siegtor in letzter Sekunde doch noch schossen war sicher auch etwas glücklich, aber höchstverdient. Im Gegensatz zum Murks des Gegentors waren die eigenen Treffer schlicht Weltklasse. Lia’s genialer Pass genau in den ebenso perfekten Laufweg von Noelle, und zwar eben nicht direkt auf sie gespielt, sondern durch die benachbarte Lücke zwischen zwei Verteidigerinnen. Wie Noelle den Ball annimmt, aufschaut und völlig flach Ramona im Rücken der Verteidigung bedient, welche direkt draufhaut und ihn ins nahe Kreuz hämmert. Besser geht es einfach nicht, aber gleich gut schon: Rachel spielt ebenso perfekt genau in den Lauf von Geraldine, welche noch ein paar Schritte sprintet, auch aufschaut und den ebenso flachen und scharfen Pass auf den nahen Pfosten zielt. Fabienne „steht“ eben nicht vor dem Tor, sondern rast genau im richtigen Moment an die richtige Stelle und tippt die Kugel sachte mit dem Aussenrist an, zum Erstaunen und Entsetzen der Verteidigerinnen, der Torhüterin und des Pfosten, welche ihr nur noch nachschauen können.
Und dann halt noch das Thema Bachmann. Weder „das Volk“ noch „die Experten“ sind in der Lage und willens, diese Frau differenziert zu beurteilen. Sie ist offensichtlich talentiert, ehrgeizig, schnell, kräftig und leidensfähig und kann in einem guten Moment eine Verteidigung allein in ihre Bestandteile zerlegen. Das zeigt ihr zweites Tor, das leider wegen eines vorangehenden Offsides aberkannt wurde. Mit dem Rücken zum Tor nimmt sie einen kernigen Pass an, dreht sich blitzschnell um die eigene Achse und hämmert die Kugel ins die weite Kreuz. Weltklasse. Daran würde sich nichts ändern, wenn sie zwischendurch einfach mal durchatmen und wie Lionel auf Durchschnittsniveau zurückschalten würde, nur um dann doch wieder, offensichtlich vom Grosshirn gesteuert, einen überraschenden, einfachen Pass auf eine völlig freistehende Kollegin zu spielen. Stattdessen immer wieder unnötige, gefährliche Ballverluste auf einem ihrer unsäglichen Egotrips gegen 5 Gegnerinnen.
Was mich aber, und das nicht nur bei ihr, ultimativ nervt, ist das Ausziehen des Trikots nach einem Tor, natürlich bestraft mit einer Verwarnung. Ich habe 15 Jahre gekickt und nie auch nur im Ansatz ein Bedürfnis für einen derart infantilen Auftritt verspürt. Mittlerweile haben ausserdem auch die Frauen begonnen, regelmässig auf den Rasen zu spucken, eine Saumode, welche so etwa ab den Fünfzigerjahren für ein halbes Jahrhundert verschwunden schien. Ich kann mich nämlich noch erinnern, dass in den Zügen meiner Kindheit Schilder mit der Inschrift „bitte nicht auf den Boden spucken“ hingen. Ich bin gespannt, was da als nächstes kommt. Wie wär’s mit auf den Rasen stehpissen? Erst mal die Jungs und dann auch die Frauen?
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