Genderterror
Um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin für Gleichberechtigung. Für mich bedeutet das Chancengleichheit. Im Sand beim Beachvolleyball, wo häufig schon die Frauen über 1 Meter 90 gross sind, ist das für mich mit 1.70 natürlich hoffnungslos. Aber in vielen anderen Bereichen sollte gross oder klein, schwarz oder weiss, alt oder jung, Mann oder Frau eigentlich keine Rolle spielen. Es gibt unzählige Ansätze, dieses Ziel zu erreichen. Einer der beliebtesten und meistdiskutierten sind Quoten, vor allem bei Männern und Frauen in führenden Positionen. Quoten sind aber genau das Gegenteil von Chancengleichheit. Wenn schon zum vornherein klar ist, dass für ein politisches Amt nur eine Frau oder ein Mann infrage kommt, habe ich mit dem „falschen“ Geschlecht keine Chance und damit sind wir bei der Genderdiskussion gelandet. In diesem Hickhack ist häufig die Sprache das Opfer, welches keine Lobby hat und beliebig vergewaltigt werden darf. In den folgenden Ausführungen sehe ich mich als Anwalt und Schutzpatron unserer Sprache: Deutsch!!
Vor einiger Zeit hat Susann Brunner von der SVP beim „Büro des Gemeinderates“ von Zürich einen Antrag eingereicht. Der wurde kurzerhand zurückgewiesen, weil die Sprache nicht gendergerecht sei. Ich weiss nicht, worum es eigentlich ging, aber ich stehe da auf einmal politisch in der rechten Ecke. Man darf diesem Gremium also einen Text zumuten, welcher von Sternchen, Underlines, Grossbuchstaben im Wortinneren usw. durchsetzt und kaum mehr lesbar ist. Hauptsache die Frauen sind „mitgemeint“. Ich kann euch da beruhigen. Ihr wärt voll und ganz mitgemeint, wenn ich hier jetzt von den Deppen in diesem Büro sprechen würde. Interessant in diesem Zusammenhang, dass bei „die Schweizer sind überdurchschnittlich intelligent“ augenblicklich der Ruf nach den „Schweizerinnen“ ertönt, während „die Schweizer sind halt einfach Bünzlis“ problemlos durchgeht.
Vielleicht wäre ein neues Sprachverständnis ein tauglicher Ansatz zur Lösung dieses unsäglichen Machtkampfes: Schreiner ist das eigentliche Wort, für sich geschlechtsneutral. Ist ein Mann gemeint, heisst es DER Schreiner. Für eine Frau gilt DIE Schreinerin. DIE Schreiner wäre die mehrgeschlechtliche Mehrzahl. Sind ausschliesslich Frauen gemeint, heisst es DIE Schreinerinnen. Klar entspricht das praktisch der ursprünglichen Schreibweise, aber wesentlich ist, wie es definiert und empfunden wird. Wenn es unbedingt sein muss, könnte eine Anleihe bei den Italienern eine Lösung sein, „der Schreinero“ und die „Schreinera“. Tönt schon recht abwegig, aber zur Rettung der deutschen Sprache ist mir bald jedes Mittel recht.
Wer hilft mir dabei? Vielleicht sogar einige Frauen?