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Hitlers Bombe


Das war ein langes Hin und Her bis ich mich entschliessen konnte, den neuen Wälzer von Andreas Eschbach zu lesen. Es lag nicht am Autor, sondern am Thema. Eine Dystopie in der Vergangenheit. Hitlerdeutschland hat seine Bürger mit Hilfe von „Komputern“ unter absoluter Kontrolle. Die Heldin ist selber Programmiererin und kämpft sehr clever für das Leben ihres Geliebten, der als Deserteur auf der Stelle plattgemacht würde, sollte er in die Hände der Nazis fallen. Das monströse an der Geschichte ist, dass selbst die „harmlosesten“ Daten auf verheerende Art missbraucht werden können. So werden Juden in ihren Verstecken aufgestöbert indem die Despoten beispielsweise Einkaufslisten auf Plausibilität überprüfen. Möglich ist dies, weil zuvor das Bargeld abgeschafft wurde und jeder Einkauf Datenspuren hinterlässt. Das muss im Hinblick auf die Zukunft und die aktuelle Entwicklung in vielen Staaten zu denken geben.

Man befürchtet ein alles andere als glückliches Ende und hofft dennoch, dass es nicht ganz so schlimm herauskommen würde. Vergeblich. Der Geliebte entkommt zwar nach Brasilien, wo er aber an Sehnsucht und Hoffnungslosigkeit stirbt. Die Protagonistin landet im Gefängnis, wo ihr der gute alte Mengele kurz und schmerzlos die absolute Liebe für den Führer ins Hirn pflanzt. Ohne Folter und auf den ersten Blick eher humaner als bei Orwell, aber letztlich die Krone auf das Haupt der absoluten und definitiven Herrschaft. Im Gegensatz zur realen Vergangenheit gelangt Hitler vor den Amis an die Bombe und unterwirft sich die Welt mit der Auslöschung von London und Moskau.

Es gelingt mir nur schwer, mich aus der depressiven Stimmung des perfekten Romans zu befreien. Warnung: Man kann das lesen, aber nur, wenn man über solide psychische Ressourcen verfügt.

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