Adam und Eva 2.0
Ich soll also hingegangen sein, den Mann geschaffen, und dann, weil der sich langweilte, eine seiner Rippen herausoperiert und daraus eine Gefährtin modelliert haben. Ja Moment mal, ich war doch nicht hirntot. Tatsächlich habe ich, weil mir langweilig war, den Menschen schlechthin geschaffen, ein Wesen mit beschränkter Haltbarkeit, welches in der Lage sein sollte, sich selber zu reproduzieren. Es würde also in seinem Körper seinesgleichen herstellen und es auf die Welt bringen, ohne dass ich ihm den Bauch aufschneiden musste. Aus diesem Grund durfte der Körper nicht allzu hart und muskulös werden und dennoch sollte es in der Lage sein, sich selber und den Nachwuchs einigermassen zu ernähren und zu verteidigen.
Zum Glück habe ich es nicht sofort durchgestartet, sondern eine Nacht drüber geschlafen und ziemlich unangenehm geträumt: Kaum zu Leben erweckt, begann mich das rätselhafte Wesen zu nerven, indem es mich entweder fortwährend bequasselte oder sich hingebungsvoll und ausdauernd streichelte und am Schluss irgendwie unbefriedigt zurückzog und schmollte. Sofort nach dem Erwachen habe ich das Prinzip der „vegetativen Fortpflanzung“ gegoogelt. Bei Wikirocks fand ich den entscheidenden Hinweis, dass sich auf diese Weise recht bald Zeichen von Degeneration zeigen könnten und deshalb beschloss ich, zeitnah einen Partner zu bauen, welcher scharf darauf war, einen Baustein zur Vermehrung beizusteuern und beliebig hart und roh sein durfte um gegen wilde Tiere zu bestehen und Futter herzuschaffen. Für diesen Mann also war eine, allerdings nicht ganz unbedeutende, Nebenrolle bei der Entwicklung der neuen Spezies vorgesehen. Warum ich dazu eine Rippe hätte brauchen sollen, ist mir heute noch nicht klar.
Fast sofort nach dem Stapellauf begannen die beiden einander abwechselnd zu beglücken und zu nerven. Mich brauchte es offensichtlich nicht mehr und ich konnte mich getrost in meine himmlische Ruhe zurückziehen. Weil ich mich weigerte, Whatsapp zu installieren, schickten sie mir immer mal wieder Mails, in welchen sie demütig um Gefallen baten. Mühsam wurde das erst, als die Dinger nicht nur begannen, sich zu vermehren wie Karnickel und einander auf allen Ebenen zu bekämpfen, sondern auf die absurde Idee kamen, ich würde den einen helfen, andere zu besiegen oder gar um die Ecke zu bringen. Lange Zeit bewahrte ein gütiges Schicksal die Frauen davor, in diesem Haifischbecken mitzumischen, aber neuerdings kämpfen sie um „Gleichberechtigung“ und wollen auch Konzerne leiten, Kampfjets fliegen, Samichläuse spielen und rote Knöpfe drücken.
Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, das Experiment ein für allemal zu beenden, aber es scheint, dass ich mir das ersparen kann, weil sie offensichtlich dasselbe Ziel verfolgen.