Zukunft Oh je
Und was ist eigentlich aus dem guten alten Schweizer Fernsehen geworden, dem wir vor kurzem mit so viel Enthusiasmus das Leben gerettet haben?
Im Abendprogramm zwei Filme und dazwischen ein „Sport-Flash“. Vor und nach dem Flash, sowie mitten in den Filmen je ein Werbeblock von deutlich über 5 Minuten. Der zweite Streifen eine denkwürdige Science Fiction. Je ein Mann und eine Frau mit möglichst mittelmässigen Eigenschaften werden als Versuchskaninchen für 1 Jahr in einen künstlichen „Winterschlaf“ versetzt und schon bald vergessen. Erst 500 Jahre später wachen sie auf einer Schutthalde auf und finden sich in einer vollständig verblödeten und verrohten Welt wieder, wo sie mit IQ 100 als Genies gelten. Der Mann wird letztlich sogar Präsident der USA als Nachfolger eines Hirnamputierten, der zwar Afrikaner ist, mich aber an einen bekannten Weissen erinnert.
Ich beginne schon, die Schöpfer dieses Films für ihre Fantasie zu bewundern, aber dann wird mir klar, dass sie dazu kaum etwas erfinden mussten. Es ist alles schon da. Der Typ am Katzensee, welcher einfach auf mich einquasselt, ob ich jetzt Zeitung lese oder wirklich zuhöre. Er gehört zu den Genies, welche vom Mutschellen nach Nussbaumen fahren, weil dort das Benzin 10 Rappen billiger ist, und man kann seine Äusserungen beim besten Willen nicht als „Small talk“ bezeichnen. Small reicht da einfach nicht aus. Genau dasselbe Gefühl befällt mich bei den Werbespots von Mediamarkt oder Fust und Konsorten, besonders wenn sie übergangslos in das Ende eines grossen Films eingeschnitten sind. Beliebig suggestiv und beliebig doof, offenbar auf solche Typen zugeschnitten und in grossem Stil wirksam. You don’t need science fiction, just look around you. Help.
Auch aus einer nicht besonders einladenden Zukunft die Szenen an einem Freitag Abend im Kreis 4. Sei es der Neonazi auf seiner Harley, welche das halbe Quartier vibrieren lässt, oder die himmelschreiend verladene, junge Frau mit ihrer Vespa und einem Kumpel auf dem Sozius. Mehr als eine halbe Stunde lang ohne Licht, dauerhupend und schreiend kreisen sie durch das Quartier ohne auch nur einmal eine Verkehrsregel zu befolgen. Einbahnstrassen grundsätzlich in der falschen Richtung, über rote Lichtsignale dem Nächstbesten vor die Fresse und was macht die den ganzen Abend sehr „präsente“ Polizei? Nicht etwa „racial profiling“, sondern „Routinekontrollen“, zuerst zwei harmlose Fussgänger und anschliessend zwei Wadtländer in ihrem Kleinwagen, welche sie nicht etwas zur Seite beordern, sondern direkt vor dem Lichtsignal ausgiebig und genussvoll befragen und durchsuchen. Ach ja, und alle vier haben schwarze Köpfe! Nein, nicht die Polizisten.