top of page

Fussball, beste Nati


Vor dem Spiel gegen Schweden habe ich mich entschieden, einer Nati, von welcher ich in dieser Zusammensetzung nie überzeugt war, eine letzte Chance zu geben. Wenn sie die nicht gerade virtuosen Nordländer wegputzen, nehme ich alle meine Vorbehalte zurück und behaupte das Gegenteil. Dachte ich. Das Gegenteil wovon?

Es stimmt, dass da einige dabei sind, welche U17-Weltmeister geworden sind und mit dem entsprechenden Selbstbewusstsein auftreten. Sie tragen nicht nur überirdische Frisuren und fahren überirdische Autos, sondern sind auch überirdisch talentiert und ausgebildet. Das schon, aber sie spielen leider viel zu häufig unterirdisch. Die beste Nati aller Zeiten? Da habe ich etwas andere Vorstellungen.

Spätestens seit Zubi stehen Weltklasseleute im Schweizer Tor. Die Reaktionen Sommers auf der Linie sind Extraklasse. Auch im eins gegen eins sind oder waren sie alle nur durch aussergewöhnliche Präzision zu schlagen. Aber es gibt eine nicht ganz unbedeutende Einschränkung. Zubi, Sommer, Bürki und Co. sind alle „Fliegenfänger“. Sie haben oder hatten Probleme mit dem „Timing“, also mit der Einschätzung der Flugbahn von scharf getretenen Flanken und Eckbällen. Das kann dazu führen, dass sie auf der Linie kleben bleiben und den Vorteil einer Armlänge gegenüber gegnerischen Stürmern nicht nutzen. Immer noch besser allerdings als wenn sie auf den Ball gehen und ihn verfehlen. Einer der Kings auf diesem Gebiet war der Franzose Barthez, nicht besonders gross, aber der bedingungslose Herrscher im Fünferraum. Fragt doch mal den, wie man so was trainiert.

In der Innenverteidigung standen „Schweden“ wie Senderos, Henchoz, Yakin oder Müller, meistens mit Stammplatz in einer grossen Liga und praktisch ohne Aussetzer. Aussen Kämpfer und „Terriers“ wie Wicki oder Hottiger, keine Virtuosen, aber immer äusserst sattelfest und zuverlässig. Heute spielen da Schär, Djourou und Akanji, letzterer mit viel Talent eine Zukunftshoffnung, die andern soso lala. Die beiden Aussenverteidiger inklusive Michi Lang hervorragende Kämpfer, Ricci sogar Weltklasse.

Für mich das beste Mittelfeld aller Zeiten: Odermatt, Kuhn, Blättler, welche es fertigbrachten, die ganze Italienische Nati auf den Kopf zu stellen. Herausragend im defensiven Mittelfeld der neueren Zeit Georges Brégy, Johann Vogel oder Ciri Sforza. Heute, absolut auf gleicher Höhe, gerade mal Behrami, und dann ist da noch der hochgelobte und „unersetzliche“ Herr Xhaka, welcher seit 2 Jahren nur noch von seiner Reputation und merkwürdigen statistischen Ansätzen lebt, nämlich der Anzahl Ballkontakte und Pässe. Die überwiegende Mehrheit seiner Pässe spielt er auf seiner Position unbedrängt aus dem Stand oder in leichtem Laufschritt über 10 bis 30 Meter zu ebenfalls freistehenden Kollegen. Sorry, aber das würde ich mit 70 noch bringen. Das kann doch unmöglich ein Qualitätsmerkmal sein. Tatsache ist, dass der junge Mann, verglichen mit einem Kroos, Modric oder de Bruyne, wie ein talentierter, launischer, überheblicher Junior dasteht. Vorne gab es Leute wie Alain Sutter, für mich der beste Schweizer Kicker bis und mit heute oder den Einfädler und Scharfschützen Hakan, fast so genial wie Iniesta. Und heute? Xhakiri, welcher in 4 WM-Spielen gerade mal eine Halbzeit lang seine unbestrittene Qualität aufblitzen lässt und sonst mehr durch Ballverluste und missratene Flanken auffällt. Und Djemailj, Naturtalent und Chancentod. Und Embolo, vorläufig mehr eine Hoffnung als ein sicherer Wert.

Und im Sturm? Der erste Knipser, an welchem ich mich erinnern kann, war Fritz Künzli. Seinen Hechtköpfler gegen Italien in Bern sehe ich heute noch vor mir. Dann natürlich Chapuisat und Frei, Chefknipser in der Bundesliga, der zweite wenn er mal nicht gerade am Spucken war. Weltklasseleute, klarer Fall. Und in der besten aller Natis? Muss ich diese Frage beantworten?

Trotz allen Defiziten muss ich ihnen zugestehen, dass die zweite Halbzeit gegen Serbien wirklich gut war. Das war Weltmeisterschaft und dann wissen die zwei Torschützen nichts besseres als eine politische Gegenprovokation zu inszenieren, über welche die ganze Welt den Kopf schüttelte oder sogar lachte wie die Schweden vor dem Grottenkick. Wie kann man glauben, dass so etwas ohne negativen Einfluss auf die eigene Leistung und die der Mannschaft bleibt, sei es direkt oder via Medien? Vielleicht könnte man zu diesem Thema von Herrn Özil mehr erfahren.

Wer bin ich denn, dass ich Herrn Petkovich oder seinem Nachfolger ernsthaft etwas empfehlen könnte, aber ich tue es halt trotzdem. Scharfer Schnitt, vorderhand keine Stammplätze mehr, bis zur EM-Ausscheidung ein neues Kader aus jungen und älteren Fussballprofis zusammenstellen, welche sich bedingungslos als Schweizer Nationalspieler definieren und entsprechend benehmen. Selektionskriterien: Talent, Wille und Leistungen in der neueren Vergangenheit. Da wären ein Sommer, Rodriguez und Behrami sicher dabei, Xhaka und Xhakiri vorerst mal nicht. Wie pflegt Captain L. jeweils zu sagen? „Voilà“

Empfohlene Einträge
Versuche es später erneut.
Sobald neue Beiträge veröffentlicht wurden, erscheinen diese hier.
Aktuelle Einträge
Nach Stichwort suchen
Folgen
  • Facebook Classic
  • Twitter Classic
  • Google Classic
bottom of page